Seit vielen Jahren haben sich Laut-Handzeichen an unserer Schule als Werkzeug im sprachheilpädagogischen Unterricht etabliert und bewährt. Über die Zeit haben wir -das Kollegium der Schule am Rothenberg in Hachenburg- die Handzeichen immer wieder überdacht, verändert und angepasst, um Kindern mit einer auffälligen Sprachentwicklung einen optimalen Zugang zum (Schrift-)Spracherwerb zu ermöglichen.
Begründung der Lautauswahl
In unserer Übersicht sind alle relevanten Laute der deutschen Sprache enthalten. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, auf nicht-eindeutige Buchstaben-Laut-Zuordnungen zu verzichten (z.B. den Buchstaben C/c, weil er als k, s oder ts realisiert werden kann; den Buchstaben V/v, weil er als f oder als w ausgesprochen werden kann und keine eigene Klangqualität hat; den Buchstaben Y/y, weil er wie i, ü oder j klingen kann).
Kategorisierung der Laute
Die Laute sind entsprechend ihrer Artikulationsart drei farbig markierten Kategorien zugeordnet:
1. Vokale (Selbstlaute), Umlaute und Diphthonge (Doppellaute)
◦ Vokale und Umlaute können lang oder kurz gesprochen werden; damit ändern sich je nach Laut die Lautqualitäten. So hat beispielsweise der Buchstabe Ee drei Lautqualitäten:
[e] (lang wie in Emil)
[ɛ] (kurz wie in Engel)
[ə] (kurz wie in Hose)
◦ Diphthonge sollen als Lauteinheit wahrgenommen werden und erhalten deswegen ein eigenes Handzeichen und keine Kombination aus zwei Handzeichen.
2. dehnbare Konsonanten (Mitlaute)
3. nicht-dehnbare Konsonanten (Mitlaute)
Die Handzeichen
• orientieren sich am Sprechablauf. Zusätzlich zum sonst vorherrschenden visuellen und vor allem auditiven Wahrnehmungskanal ermöglichen die Handzeichen so beim Laut-bzw. Schriftspracherwerb eine taktil-kinästhetische Sinneserfahrung sowie eine bewusste Wahrnehmung des Artikulationsvorgangs (artikulatorische Bewusstheit).
• sind mit einer Hand umsetzbar, sodass sie von den Kindern während verschiedener Übungsphasen (z.B. zum Lesen, Schreiben oder Sprechen) ausgeführt werden können. Ausnahmen stellen die Handzeichen der Umlaute dar, da sie sowohl den Bezug zum „verwandten Vokal herstellen als auch die orthografische Besonderheit verdeutlichen.
Was leistet der Einsatz von Laut-Handzeichen in Unterricht und Therapie?
Der Einsatz von Laut-Handzeichen kann wesentlich zur Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten beitragen.
Die Handzeichen bieten über den taktil-kinästhetischen und propriozeptiven Kanal für das Kind im (Schrift-)Spracherwerb einen zusätzlichen Anker, mit dessen Hilfe die Laut-/Buchstaben-Verknüpfungen besser gespeichert bzw. abgerufen werden können. Zudem visualisieren und verdeutlichen die Handzeichen die markanten Merkmale eines Lautes.
So unterstützen sie bei der:
• Festigung der Graphem-Phonem-Korrespondenz (Buchstaben-Laut-Zuordnung) als Grundlage zum Erwerb der alphabetischen Strategie.
• Unterscheidung langer und kurzer Vokale zur Vorbereitung orthografischer Fertigkeiten (z.B. Konsonantendopplung).
• Unterscheidung ähnlich klingender Laute (wie z.B. g-k-t-d, m-n).
• Förderung der phonologischen Bewusstheit.
• Lautanbahnung und -festigung auf phonetischer und phonologischer Ebene (z.B. Artikulations- oder Minimalpaartherapie).